English
Name des Museums
Titel des Bildes
To last objectsearch Put in the Box




Brief
Objectdescription:Brief
Autor:
Brehm, Alfred Edmund
Autor:
Brehm, Mathilde (Frau von Alfred Brehm)
Datum:23.03.1862
Measurements:Gesamt: Höhe: 220 mm; Breite: 139 mm
Bei Objekt 1326 handelt es sich um einen Brief den Alfred Edmund Brehm gemeinsam mit seiner Frau Mathilde während seines zweiten Afrika-Aufenthalts 1862 an die Eltern Christian Ludwig und Bertha Brehm schickte.

Der Brief ist mit Tusche auf zwei Blätter (vier Seiten) geschrieben. Auf der ersten und vierten Seite findet sich der Stempel der Brehm-Gedenkstätte mit Inventarnummer.


"Umkullu, bei Massaua, d. 23.03. 1862

Theuerste Eltern !
Meinen letzten Brief aus Aden habt Ihr hoffentlich erhalten und daraus ersehen, daß ich wohl und munter bis dahin gekommen. Nun, das Gleiche, darf ich noch sagen: es geht mir gut, vortrefflich, und Alles ist gut gegangen bis auf das Eine, daß der Herzog, bez. mein lieb Weiberl noch nicht bei mir ist. Gestern kam ein Dampfschiff in Massaua an; ich ritt das Maulthier fast zu Schande und mußte erfahren, daß das Schiff bestimt ist, den Herzog zu holen, der noch nicht gekommen. Vom Kapitän erfuhren wir, daß er glücklich in Egypten angelangt und weil daß für ihn bestimmte Dampfschiff noch nicht in Sues war, einstweilen den Nil hierauf gegangen. Ich bin also ohne Sorge um meine Mathilde, obgleich ich von ihr noch keine Zeile gesehen habe und Ihr also mehr wißt von Ihr, als ich.
Meine Reise von Aden bis Massaua war ziemlich kurz, obgleich der Wind nicht immer günstig blies. Ich konnte noch am Tage meiner Abreise Aden verlassen und kam am 6. März hier an. Die Reise ging über Mecha und Ed, allwo der feuerspeiende Berg ist, hierher: das Nähere erzähle ich Euch mündlich, inschallah! Glücklicher Weise fand ich in Macha einen alten Bekannten, welcher seit fünf Jahren in Massaua lebt und dort natürlich am besten Bescheid weiß; diesen nahm ich für Sn. Hoheit in Dienst und mit ihm habe ich die nöthigen Vorbereitungen getroffen. Noch sind wir nicht ganz aber doch bald fertig und jedenf[alls]

[am linken Rand in 2 Zeilen von oben nach unten:] > Heute nur herzliche Grüße von mir, ich befinde mich wohl, wir leben aber in solcher grenzenloser Hitze daß man nicht das Geringste thun kann. Mündlich erfahrt

[in der linken oberen Ecke, auf dem Kopf stehend:] Ihr Alles was wir erleben. Bis dahin Adieu u. behaltet lieb Eure Math[ilde]

[Seite 2]
wird alles bis zum Tage seiner Ankunft vollendet sein.
Ich fand, daß das Klima von Massaua für die Länge doch wohl nicht geeignet sein dürfte, der Herzogin zu behagen und beschloß für die hohe Frau ein besseres aus zu suchen. Zu diesem Ende ging ich ins Hochgebirge, drei Tagereisen von hier; dort fand ich einen Ort, Mensa, dessen Klima unserem Juni oder Juli gleicht. Hier wird ein Strohhaus errichtet und die Damen werden sich dort hoffentlich so wohl befinden, als irgend möglich. Sie werden freilich jede Nacht - wie hier auch - das Geheul der Hyänen und manchmal das Gebrüll des Löwen und des Panthers vernehmen: aber sie werden auch Etwas von Afrika sehen, längere Zeit mit uns bleiben, öfterer mit uns zusammen sein, gesunder leben, kurz sich wohler befinden.
Unsere Reise nach Mensa war höchst angenehm. Wir haben leidlich gejagt und würden noch weit mehr bekomen haben, hätten wir genug Zeit gehabt. Ich habe viel beobachtet und viel geschossen denn die Büchse vom Herzog ist wirklich vortrefflich und das Schießen habe ich doch noch nicht so ganz verlernt. Ein holländischer Baron, von Arkel ,d´Albaing schloß sich mit an; wir haben uns vortrefflich gestanden und hübsche Erinnerungen mitgebracht. Erlegt wurden: 1 Leopard, 2 Affen, 16 Antilopen, eine Unzahl Hühner und mancherlei Vogel. Präpariren konnte ich nicht; ich habe überhaupt nur beob[ach]

[Seite 3] tet und gemessen. Wer die Art des Reisens hier kennt, wird mir darob nicht zürnen. Allerdings war es mir schmerzlich, Aquila rapas und Vultur Ruppellii wegwerfen zu müssen: allein anderseits konnte und wollte ich der paar Thaler wegen nach solchen Wünschen mich nicht aufopfern oder übernehmen. Bekomme ich Diener welche ich brauchen kann, dann ist es etwas Anders; das Wissenschaftliche soll mir jedoch immer die Hauptsache bleiben. Die Vorkommnisse der Reise habe ich so kurz wie möglich den leipziger Freunden stenographisch geschrieben; diese, bez. Albrecht, werden Euch eine Übersetzung jenes Briefs zusenden, aus der Ihr dann das Nähere ersehen könnt. Man ist nicht im Stande, hier so zu arbeiten, wie in Europa, und deshalb müßt Ihr schon mit kurzen Briefen vorlieb nehmen. Es soll mir ja auch etwas zum Erzählen bleiben. Für Dich, liebster Vater Rudolf, ist bereits Manches gesammelt, Dir lieber Vater Ludwig bringe ich sicherlich auch Einiges mit. Den Müttern kaufe ich in Kairo ein paar Kleinigkeiten.
Manchmal habe ich mich außerordentlich gesehnt nach Euch Allen. Die Freude aber, wiederum Afrika betreten und die alten Erinnerungen auffrischen zu dürfen, hat mich über Alles hinweggesetzt, und namentlich darüber bin ich glücklich, daß mein

[Seite 4] liebes Weib Etwas von der Welt sieht, ein Stück, welches nicht zu verachten. Wenn nun auch bisher ich ziemlich gut zurecht gekommen bin mit meiner Sehnsucht, ist damit doch lange noch nicht gesagt, daß mich nicht herzlich verlange nach Nachrichten von Euch. Schreibt mir recht fleißig und bedenkt, daß man hier ohne alle Nachrichten vom Vaterlande lebt, daß Einem daher Alles höchst erfreulich ist. Falls Reinhold mit Marie angekommen sein sollte, bitte ich auch ihn um einen Brief; denn ich denke, daß er wohl wissen wird, wie schwer es auf Reisen fällt, immer Briefe zu schreiben.
Der Herzog wird sich unzweifelhaft hier vortrefflich unterhalten. Vorgestern sahen wir 28 Stück Wild und einen Löwen, ohne vom Wege abzugehen. Der Löwe hatte die Unverschämtheit, am hellen, lichten Tage sich auf einem Hügel breit zu machen, wahrscheinlich [gestrichen: um] Umschau haltend. Natürlich gings gleich auf ihn los. Die Gewehre waren in vortrefflichen Stande; Jeder hatte 4 Kugeln zu versenden: aber der feige Lump hielt nicht einmal aus. Wir hätten es ihm übrigens sagen wollen: denn unsere Kugeln haben wir immer gut gesetzt.-
Soweit bis heute, geht der Brief noch nicht fort, so erhaltet Ihr noch weitere Beschreibungen. Lebt wohl, Gott erhalte Euch, schreibt bald
Eurem Alfred

[am linken Rand, von oben nach unten:] >Dieser Brief ist auch für die renthendorfer Eltern!<

workID: 1326


Signature:
Stempel
Wo: Seite 1 rechts oben, Seite 4 rechts unten
Was: Stempel der Brehm-Gedächtnisstätte mit Inventarnummer

Photographer: Stefan Curth

Picturerights: Brehm-Gedenkstätte Renthendorf, Brehm-Gedenkstätte