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Die Konstruktion der pittoresken Fremde - Einhundert indische Gouachen um 1800 aus Lindenaus Kunstbibliothek.
Eine besondere Kostbarkeit im Besitz der historischen Kunstbibliothek des Lindenau-Museums ist ein Album aus der Zeit um 1800 mit hundert originalen indischen Gouachemalereien unter dem Titel "Oriental Costumes Drawn after Nature". Die Malereien stammen aus Tanjore, einem Zentrum südindischer Kunst. Sie sind den sogenannten Company School Paintings zuzuordnen - Bildern, die von indischen Künstlern für den europäischen Markt gemalt wurden. Das zweibändige Album muss als eine der schönsten und umfangreichsten Sammlungen von Bildern aus Tanjore um 1800 angesehen werden. Verglichen mit Alben aus den großen Museen Englands oder Kopenhagens, erweisen sich die Altenburger Blätter als besonders hochkarätiges Material. Die 100 Gouachen sind auf zwei Bände aufgeteilt, die sicher in Europa (wahrscheinlich in England) gebunden worden sind. Die einzelnen Blätter sind auf blasslila Passepartouts aufgeklebt und mit einem goldenen Rand umgeben. Auf den Passepartouts ist in englischer Reinschrift, immer von der gleichen Hand, die Bezeichnung des abgebildeten Gegenstandes geschrieben. Die Bilder wurden auf grundiertem Papier gemalt, das dann auf einen dünnen Karton aufgezogen wurde. Die Größe der einzelnen Bilder unterscheidet sich geringfügig und schwankt leicht um 35 cm × 24,5 cm. Der überwiegende Teil erscheint im Hochformat, aber wenn es das Thema verlangt, wird auch das Querformat angeboten. Ausgeführt sind die Bilder in deckenden Wasserfarben, Gouache genannt, das heißt mit wasserlöslichen Pigmenten, die mit Leim oder Kreide vermischt sind und dadurch ihr charakteristisches deckendes Aussehen erreichen. Es handelt sich hier um eine in Indien gebräuchliche Technik. Die einzelnen Titel der Bilder wurden also nach dem Montieren auf das Passepartout wahrscheinlich in Europa geschrieben. Da die englischen Titel oft orthographische Fehler aufweisen und die Unterschriften nicht immer fachlich korrekt sind, kann man darüber spekulieren, wer sie wohl wo angefertigt hat. (Werner Kraus)