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Brief von Reinhold Brehm an Mathilde Brehm (Madrid, 9. September 1874) |
Bei diesem Objekt handelt es sich um einen Brief der am 9. September 1874 von Reinhold Brehm von Madrid aus an seine Schwägerin Mathilde Brehm geschickt wurde. Er ist auf einem einzigen Blatt Papier verfasst, das in der Hälfte gefaltet wurde, was vier beschriebene Seiten ergibt. In diesem Brief schreibt Reinhold Brehm: "Escorial, 9. September 1874 Meine liebe Schwester! Längst schon war Dir nachstehender Brief zugedacht; heute soll er abgehen. Es freut mich aus Deinem letzten Briefe ersehen zu haben, daß es Euch gut geht, besonders auch, daß Alfred wieder ins alte Geleis kommt; Hoffentlich ist er jetzt bereits wieder vollkommen hergestellt und Du bist Deiner Sorgen enthoben! Ja, Ihr lieben Frauen müßt erkennen lernen, was Eure Männer für Euch für Werth haben! Die meinige klagt auch, wenn ich mich so miserabel befinde, wie in den ersten Wochen hier im Escorial, {Seite 2} wo Erbrechen und Magenschmerzen mir zur täglichen Gewohnheit geworden. Glücklicher Weise geht es jetzt besser, allein satt essen darf ich mich nicht, darf überhaupt die meisten Speisen nicht berühren. Schade um die herrlichen Feigen und Weintrauben, die ich in diesem Sommer nur vom Ansehen kenne. Mir bekommt das Klima Madrids u. seiner Umgebung schlecht; allein wo sollte man hingehen? Ist es etwa ein Vergnügen mit Frau u. Kindern in einen Bahnzug zu steigen und gewärtigen zu müssen, daß derselbe entweder entgleist u. dann beraubt, oder von den Spießgesellen des Räuberhauptmannes Don Carlos mit Kugeln befrüßt wird? Unter derartigen Umständen bleibt man am liebsten zu Hause oder verläßt nicht den Radius von Madrid. Ihr habt von den hiesigen Verhältnissen gar keine Idee; wir leben eben in beständigen Kriegszustande, gehen nicht ein Stunde weit {Seite 3} auf die Jagd, ohne die Doppelbüchse vorn über dem Sattel liegen zu haben, bereit, sogleich Feuer zu weißen. 1 1/2 Std von hier waren vor kurzem 30 Karlisten. Liebe Mathilde, am besten lebt sichs in Deutschland, aber freilich unabhängig muß man leben können: Dein Mann unabhängig von steuerwaltungsnöthen ich von Kranken. Kann ich mit meinen Goldgräbern ein Geschäft zu Stande bringen, daß mir eine bescheidene Rente sichert, so komme ich im Mai nach Deutschland, bleibe bis Ende October u. practiziere den Winter in Sevilla oder Condora. In diesem Neste, Escorial, leben wir theurer wie in Madrid; selbst die Lebensmittel kosten mehr u. sind schlechter. Das Dorf mag gegen 2000 Fremde beherbergen; wir gehen [oft] mit Niemanden um, denn wir sind hier für unsre Erholung. Die Hälfte der Woche kommen mir befreundete Herren der Gesandtschaften, der östereichischen, u. der deutsche Geschäftsträger, {Seite 4} der belgische Gesandte, russischer Secretär; ich gehe mit ihnen bei Tage auf die Geierjagd, Abends kommen sie zu uns zum Thee. Von jetzt an werde ich 1 oder 2 Mal wöchentlich nach Madrid gehen; Vom 25. bis 30. kehren wir überhaupt in die Winterquartiere zurück. October bis Mitte Dezember ist die einzig schöne Zeit in Madrid. Meinen Kindern ist Escorial sehr gut bekommen; die kleine Maria trinkt tägl. ihre 3 Flaschen Milch u. gedeiht sehr gut. Maria ist wohl, die alte Amme die in wenigen Tagen wohl in die 70 oder 72 tritt, ist noch recht rüstig. Tausend Grüsse an Dich, Alfred u. die Kinder von Maria, mir, den Kindern u. der Amme. Dein treuer Bruder Reinhold Brehm" Neben den mit Tusche geschriebenen Zeilen Reinhold Brehms trägt der Brief einen runden Stempel auf dem Falz zwischen Seite 2 und 3 mit der Inventarnummer der Gedenkstätte (damals Brehm-Gedächtnisstätte), sowie den Aufdruck "Dr. R. Brehm 5, Goya, 5 Madrid" workID: 3727 Photographer: Stefan Curth Picturerights: Brehm-Gedenkstätte |
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